bifa-aktuell | 15.12.2020

Nachhaltigkeit der Papierherstellung und -nutzung

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©Grafik: bifa Umweltinstitut GmbH

Papier ist ein für unterschiedlichste Zwecke und in großem Umfang genutztes Material, das aus dem täglichen Leben nicht wegzudenken ist. Primärer Rohstoff für Papier ist Holz, also nachwachsende Biomasse.

Papier ist zudem sehr gut recyclingfähig und wird in Deutschland in hohem Maße rezykliert. Dennoch wird die Nachhaltigkeit des Materials Papier auch kritisch gesehen.

Um den aktuellen Faktenstand zur Nachhaltigkeit von Papier in Deutschland aufzuzeigen, erstellte das bifa Umweltinstitut im Auftrag des Verbands Deutscher Papierfabriken e.  V.
eine Studie. Im Fokus standen die Themenfelder Ökobilanzierung, Energieverbrauch, Holzherkunft und Recycling. Kooperationspartner war die Papiertechnische Stiftung.

Um Umwelteinflüsse offenzulegen, ist die Ökobilanzierung die Methode der Wahl. Für Papierprodukte liegen nur wenige Ökobilanzen vor, die verschiedene Umweltwirkungen analysieren. Einige Studien betrachten allein die Umweltwirkung Treibhauseffekt. Maßgeblich trägt hierzu der Energieverbrauch in den Papierfabriken bei. Bei Produkten aus Zellstoff tritt zudem der Anteil der Rohstoffe hervor. Der Endenergieverbrauch pro Tonne Papier konnte über die Jahre gesenkt werden, seit 1980 in Deutschland um 43  %. Eine wesentliche Hürde für eine weitere Senkung ist hier der Verfahrensschritt der Papiertrocknung.

Die nach Deutschland importierten Primärfaserstoffe kommen vorrangig aus Brasilien, Finnland, Schweden, Portugal, Uruguay, Spanien und Chile. Mit Ausnahme von Brasilien und Portugal hat der Waldbestand in diesen Ländern durch eine Ausweitung von Wirtschaftswald zugenommen. Dass der deutsche Verbrauch an Zellstoff und Papier wesentlich zur Waldzerstörung beitrage, konnte nicht belegt werden: Die Quellen weisen insgesamt darauf hin, dass die – sehr kritisch zu sehende – weltweite Rodung oder Umwandlung von naturnahem Wald überwiegend anderen Zwecken als der Papierherstellung dient.

Die deutsche Papierwirtschaft ist ein Vorreiter im Recycling: Bei einem Produktionsvolumen im Jahr 2019 von 22,1 Mio. t beträgt der Altpapiereinsatz 17,2 Mio. t, der Primärfasereinsatz 5,2 Mio. t. Sowohl die Altpapierrücklaufquote als auch die -einsatzquote sind über die Jahre angestiegen und betragen aktuell beide ca. 78  %. Zum Vergleich: Die Altpapiereinsatzquote in den 18 europäischen Mitgliedsländern des Papierindustrie-Dachverbands CEPI liegt bei 72  %, die Rücklaufquote bei 53  %.

Das Recycling von Altpapier trägt wesentlich zu einem nachhaltigen Wirtschaften bei, der Rohstoff Holz wird dadurch effizient genutzt. Die Grenzen des Recyclings liegen dabei nicht in einem fortschreitenden Qualitätsverlust des Fasermaterials: Altpapierfasern können erheblich häufiger als nur sieben Mal wiederverwendet werden, wie dies häufig angenommen wurde. Dass das Limit der Altpapierrücklaufquote bei geschätzt 85  % liegt, ist vor allem verfahrenstechnisch sowie durch die Grenzen der Rezyklierbarkeit bestimmter Papierprodukte bedingt, z.  B. Hygienepapiere, Tapeten oder Verbundverpackungen.

Der bifa-Text Nr. 70 „Nachhaltiger Papierkreislauf – eine Faktenbasis" ist ab Mitte Januar über www.bifa.de bestellbar.

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Dr. Wolfram Dietz
wdietz@bifa.de