bifa-aktuell | 15.03.2022

Ökobilanz zur CO2-Abscheidung aus dem Rauchgas einer Müllverbrennungsanlage

bifa analysiert CCS und CCU anhand der Treibhausgasbilanz für die Abfallverwertung Augsburg (AVA)

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© Foto: AVA GmbH / Matthias Baumgartner

Die Müllverbrennungsanlage in Augsburg emittiert jährlich über 235.000 t CO2, von denen etwa 50 % biogenen Ursprungs sind. Vor dem Hintergrund der wahrscheinlichen Aufnahme dieser CO2-Emissionen in den Emissionshandel hat das bifa für die AVA verschiedene Verfahrensvarianten und künftige Szenarien ökobilanziell untersucht. So kann nun in Zahlen angegeben werden, welcher ökologische Aufwand dem ökologischen Nutzen einer CO2-Abscheidung mit Speicherung oder mit Nutzung gegenübersteht.

Über die Abfallverbrennung erzeugt die AVA heute Strom und Wärme. Diese werden an die Versorgungsnetze abgegeben und ersetzen so die Strom- und Wärmerzeugung aus anderen, heute meist noch fossilen Quellen. Die aktuelle Betriebsweise wurde verglichen mit der CO2-Absorption, dem Transport des CO2 zu einem ausgeförderten Erdgasfeld und der permanenten Speicherung dort (CCS). Außerdem wurde auch die Nutzung des abgeschiedenen CO2 gemeinsam mit Wasserstoff zur Herstellung von Methanol (CCU) betrachtet. Die für das Erreichen der Klimaziele erforderlichen Anstrengungen werden zum einen die Verbreitung von CCS und CCU fördern. Zum anderen werden sie durch die zunehmend klimafreundliche Energieerzeugung die Bewertung von CCS und CCU deutlich verbessern. Um diese Einflüsse abzuschätzen, wurde die Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) auch für zwei Zukunfts-Szenarien betrachtet.

Ergebnisse der Studie

Die Resultate zeigen, dass bei Abfallverbrennung ohne CCS oder CCU sich künftig die THG-Bilanz der AVA verschlechtert, zumindest solange sich im Abfall noch erhebliche fossile, THG-relevante Anteile finden. Die Gründe dafür sind die sinkenden THG-Gutschriften aus der Einspeisung der erzeugten Strom- und Wärmemenge.

CCS bietet dagegen das Potenzial, die Klimabilanz für die AVA signifikant zu verbessern und dabei künftig sogar zur Entlastung des Klimas beizutragen. Verantwortlich für diese besondere Chance zur Entlastung des Klimas ist die Speicherung des CO2 aus dem biogenen Kohlenstoff im Abfall.

CCU erhöht dagegen heute und auch mittelfristig die THG-Belastung deutlich. Dies ist der Fall, solange die erhebliche Strommenge, die zur Wasserstofferzeugung benötigt wird, nicht aus regenerativen Quellen bezogen werden kann. Erst wenn dies im klimaneutralen Deutschland 2045 der Fall sein sollte, wird sich eine THG-Bilanz ähnlich dem Nicht-Handeln, also dem Verzicht auf die CO2-Abscheidung, einstellen.

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