Praxisleitfaden zur abfallrechtlichen Einstufung von Rostaschen aus der Hausmüllverbrennung
Zur abfallrechtlichen Einstufung von Schlacken bzw. Rostaschen aus der Hausmüllverbrennung (HMV-Aschen) erarbeiten die Verbände ITAD und IGAM einen Praxisleitfaden. Die im bifa Umweltinstitut entwickelte „Selektive Extraktion" zur differenzierten Betrachtung von Bindungsformen wird ein wesentlicher Bestandteil dieses Leitfadens.
Für die Bewertung der Umweltgefährlichkeit von HMV-Aschen sind in erster Linie Stoffe mit hoher chronischer Toxizität gegenüber Wasserorganismen (Gefahrencode H410) relevant. Der im bifa entwickelte Ansatz zur Differenzierung von Bindungsformen orientiert sich an der Aufgabe, aquatisch wenig toxische Stoffe (H411, H412…) von den potenziell hoch toxischen Stoffen zu unterscheiden. Dies gelingt über eine selektive Extraktion mit schwacher Säure bei pH 4. Mit dieser Methode ermittelte Ergebnisse zu den Anteilen der „nicht H410" einzustufenden Stoffe, der „potenziell H410" einzustufenden Stoffe und der Stoffe, die „sicher H410" einzustufen sind, liegen inzwischen von vielen Rostascheproben einer Reihe von Abfallverbrennungsanlagen vor. Dabei wurden Anlagen unterschiedlicher Rost- und Feuerraumgestaltung berücksichtigt und auch solche, die überwiegend Ersatzbrennstoffe energetisch verwerten. Keine der untersuchten HMV-Aschen war bei differenzierter Betrachtung der Stoffgruppen als gefährlich anzusehen, so dass der Praxisleitfaden zu dem Schluss kommt, dass HMV-Asche in der Regel nicht gefährlich ist, dies im Einzelfall aber einer wiederkehrenden Überprüfung bedarf.
Eine Optimierung der Methode hinsichtlich Wiederfindung der nach H410 eingestuften Stoffe, der Reproduzierbarkeit und der Trennschärfe ergab die besten Ergebnisse mit Maleinsäure (1,4 %) als Extraktionsmittel und einer Extraktionsdauer von 24 h bei Raumtemperatur.
Der Ansatz zur Differenzierung von Bindungsformen lässt sich prinzipiell auch an andere Fragestellungen wie die Einstufung hinsichtlich Störfallverordnung anpassen, Arbeiten dazu sind im Gang.
Praxisleitfaden der Verbände IGAM und ITAD e.V.