bifa-aktuell | 16.09.2021

Vom Biomüll zum Biogut

Die Bioabfallwirtschaft im Umbruch

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©Foto: bifa Umweltinstitut GmbH

Zur Gründungszeit des bifa wandelte sich die Abfallwirtschaft. Abfälle sollten nicht mehr nur sicher „entsorgt" werden. Angestrebt wurde eine „Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen" (KrW-/AbfG, 1994). Voraussetzung war die getrennte Erfassung verschiedener Fraktionen des vormals gemeinsam als Hausmüll entsorgten Siedlungsabfalls.

Umwelthygienische Fragestellungen

Die Umstellungsphase prägten intensive Diskussionen der Öffentlichkeit und Fachgremien über hygienische Risiken bei der Abfallsammlung, der Kompostierung und der Nutzung der Komposte. Im Fokus waren primär hygienische Vorbehalte bei der Sammlung und Behandlung von „Biomüll" in Kompostierungsanlagen.

In diversen Verbund-Forschungsprojekten und Untersuchungen hat bifa an der Erarbeitung der fachlichen Grundlagen für eine risikoarme Bioabfallverwertung mitgewirkt. Betrachtet wurden Aspekte des Arbeitsschutzes, die von Behandlungsanlagen ausgehenden Emissionen an Keimen und Toxinen sowie Kontrollen der Wirksamkeit von Hygienisierungsprozessen.

Biologische Abbaubarkeit und Verwertbarkeit von Abfallfraktionen

Bis heute dauert die Fachdiskussion an, ob Bioabfallbehandlungsanlagen neben naturbelassenen Biomassen und Nahrungsmittelresten auch Produkte aus biologisch abbaubaren Werkstoffen und/oder Biokunststoffen verwerten dürfen und sie dies auch leisten können. Bioabfälle wurden anfangs fast ausschließlich kompostiert. Ein vom bifa begleitetes Pilotprojekt zeigte, dass sich Bioabfälle und organische Gewerbeabfälle auch mit hoher Prozessstabilität für die Gewinnung von Biogas nutzen lassen. In den Folgejahren wurden diverse Bioabfälle und sonstige Abfallfraktionen auf ihre Biogaserträge überprüft. Die Daten sind eine wichtige Grundlage für Anlagenplaner und -betreiber.

Eine hohe Qualität der erzeugten Komposte und Gärprodukte sichert die Kreislaufwirtschaft für Biomassen. Mit Biotests wurden daher unterschiedliche biogene Reststoffe auf unerwünschte Wirkungen überprüft. Die Verfahren eignen sich auch für die Bewertung von Einträgen neuartiger Produkte (wie. z. B. Nanomaterialien).

Umfassende ökobilanzielle Auswertungen des bifa haben bestätigt, dass die fachgerechte getrennte Erfassung und Verwertung von „Biogut" ein ökologisch hochwertiger Baustein der Kreislaufwirtschaft ist.

Das an der komplexen Bioabfallthematik erarbeitete umwelthygienische, -toxikologische und -biotechnologische Methodenwissen wird für viele weitere umwelttechnische Aufgabenfelder genutzt. Neuartige – meist molekularbiologische Methoden – bieten das Potenzial für zukunftsträchtige Erkenntnisse.

 

 

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