Was einmal richtig war, muss nicht immer richtig bleiben
Ökobilanzergebnisse sind immer nur Momentaufnahmen. Wir sollten sie weniger als Urteile betrachten, sondern eher als Aufgabe.
Produkte und Prozesse mit ehemals schlechter Ökobilanz können besser werden, etwa durch materialsparendes Design von Verpackungen oder durch Senkung des Energieverbrauchs von Elektrogeräten. Die Umlaufzahlen von Mehrwegprodukten können zunehmen. Herstellungsprozesse können durch verbesserte Abluft oder Abwasserreinigung emissionsärmer gestaltet werden.
Grüner Strom?
Aber auch bei gänzlich unveränderten Produkten kann sich die ökobilanzielle Bewertung erheblich ändern, wenn sich das Umfeld verändert, wie dies aktuell durch den zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien geschieht. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Produkte oder Verfahren bereits heute mit dem Versprechen auf eine künftig klimaneutrale Erzeugung von Energie schmackhaft gemacht werden. Batteriebetriebene Fahrzeuge brauchen grünen Strom. Gleiches gilt für die Erzeugung von grünem Wasserstoff und viele weitere Produktionsprozesse. Was auf Produktebene gut klingt, muss auch auf Ebene des Gesamtsystems realisiert werden können.
Viele Faktoren haben Einfluss auf die Bewertung der Ökobilanz
Auch die Kriterien zur Bewertung der Ökobilanz können sich verändern. Versauerung oder Ozonschichtabbau waren früher zentrale ökologische Themen. Sie sind immer noch wichtig, aber heute steht der Klimawandel im Vordergrund. In einer Welt der erneuerbaren Energien werden aber andere Umweltwirkungen in den Fokus rücken. So könnten etwa Wasserknappheit oder Flächennutzung mehr Beachtung gewinnen.
Ein weiterer Faktor, der zu Änderungen in der Bewertung führen kann, ist die Verbesserung der Ökobilanzmethodik. So ist denkbar, dass zunehmendes Verständnis von Biodiversität und Ökosystemen in Verbindung mit neuen und leistungsfähigen IT-Systemen es künftig ermöglichen, Biodiversitätseffekte halbwegs belastbar zu quantifizieren.