bifa-aktuell | 29.05.2024

Kommunale Wärmeplanung für die Stadt Erbach an der Donau

bifa erarbeitet Strategie und Maßnahmen für die Treibhausgasneutralität im Wärmesektor

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© Karte: Wärmekataster – Wärmebedarf der Gebäude in der Kernstadt Erbach

Die Wärmeversorgung macht in Deutschland mehr als 50 % des gesamten Endenergieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO2-Ausstoßes. Rund 80 % des Wärmebedarfs wird immer noch durch fossile Brennstoffe wie Gas und Öl gedeckt. Die Wärmeversorgung ist im Wesentlichen ortbezogen zu betrachten – daher spielen Kommunen als lokale Entscheidungsträger ein wichtige Rolle.

Die kommunale Wärmeplanung ist ein Planungsinstrument zum Aufbau einer regenerativen Wärmeversorgung und soll Städte und Gemeinden unterstützen. Mit ihr wird ein lokal passendes Vorgehen erarbeitet, um eine letztlich treibhausgasneutrale Wärmeversorgung unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erzielen. Die Wärmeplanung ist zum einen ein strategischer Prozess, der auf einem Transformationspfad fußt; zum anderen werden darin konkrete, praxisnahe Umsetzungsmaßnahmen abgeleitet. 

Lange vor den jüngsten Beschlüssen der Bundesregierung zur verpflichtenden Wärmeplanung (Bundes-Wärmeplanungsgesetz) setzte sich die Stadt Erbach (Donau) im Jahr 2022 eine freiwillige kommunale Wärmeplanung auf die Agenda. Zur Ausarbeitung wurde das bifa Umweltinstitut beauftragt. 

Erbach hat eine gute Ausgangslage
Mehrere bereits vorhandene Wärmenetze sowie Wärmenetz-Planungen in der Kernstadt und in den umliegenden Stadtteilen bringen eine nachhaltige Wärmeversorgung voran. Zu betrachten war jedoch auch, welche Handlungsoptionen sich in bislang nicht abgedeckten Quartieren und Stadtteilen anbieten.

In einem intensiven Beteiligungsprozess wurden Ausgangssituation und Handlungsmöglichkeiten geklärt, ein strategisches Vorgehen entwickelt sowie detaillierte Maßnahmen ausgearbeitet. Er umfasste Interviews und fünf Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinderats, der Stadtverwaltung, von Energieversorgern, der regionalen Energieagentur, des Landratsamts sowie von Erbacher Unternehmen. In den Workshops unterstützte bifa durch inhaltliche Ausarbeitungen und mit gezielten Moderationsmethoden.

Für die Bestandsaufnahme und die Potenzialanalysen setzte bifa Geoinformationssysteme ein. Zur Einstufung von Siedlungsflächen nach der Umsetzbarkeit von Wärmenetzen wurde zudem eine Multikriterienanalyse durchgeführt.

Zentrales Ergebnis der Studie ist ein Transformationspfad. Um die angestrebte Reduktion der Treibhausgasemissionen um 60 % im Jahr 2030 (gegenüber 2021) und einen klimaneutralen Wärmesektor im Jahr 2040 zu erreichen, ist der Einsatz von Öl und Gasheizungen dringlich zu reduzieren. Wärmenetze können regenerative Energiequellen in aller Regel effizienter als Einzelhausheizungen nutzen, eignen sich indes nicht für alle Siedlungen. Möglichkeiten einer regenerativen Versorgung für alle Gebäude im Stadtgebiet wurden aufgezeigt. Maßnahmen zur Realisierung wurden ausgearbeitet, die von der Stadtverwaltung sowie von anderen beteiligten Akteuren umsetzbar sind.

Das Projekt wurde durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert. Die Ergebnisse wurden Ende November 2023 der Erbacher Bürgerschaft präsentiert und diskutiert. Die bifa-Studie ist auf der Website der Stadt Erbach (Donau) veröffentlicht.

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