Pressemitteilung | 30.01.2013

Mobiler Wärmetransport: Alternatives Energiekonzept für das Schulzentrum Friedberg

Landwirtschaftliche Biogasanlagen, an die man anschließen könnte – wie in Mering – sind im näheren Umfeld nicht vorhanden. Im Zusammenhang mit der Erweiterung der Konradin-Realschule, wo für den gerade entstehenden Neubau eine kleine Luftwärmepumpe und eine Fotovoltaikanlage angedacht waren, verstärkte die Bauabteilung des Landkreises nun noch einmal ihre Bemühungen, um eine sinnvollere große Lösung für das gesamte Schulzentrum zu finden.

Vom bifa Umweltinstitut in Augsburg, das im Auftrag des Umweltministeriums Studien zu einem regionalen Augsburger Nahwärmenetz betrieb, kam schließlich die zündende Idee: Der mobile Wärmetransport macht aus ungenutzter Abwärme Heizenergie für Schulen. Mit der Müllverwertungsanlage AVA steht ein kompetenter Partner für ein Pilotprojekt zur Verfügung.

Die Idee klingt so einfach: In einer Art Überseecontainer befindet sich ein Latentwärmespeicher. Als Speichermedium dient Natriumacetat, ein integrierter Wärmetauscher wird mit Wasser durchströmt. Der Container wird wie eine Batterie mit Abwärme aufgeladen, wo sie sonst – ggf. nach der Nutzung für die Stromerzeugung – in die Atmosphäre verpufft. Lieferant können große Industrieanlagen, Müllverbrennungsanlagen oder Biogasanlagen ohne angeschlossenes Fernwärmenetz sein. Nach kurzem Transport wird der Container mit wenigen Handgriffen an einer Entladestation der zu beheizenden Immobilie angeschlossen und gibt hier für Stunden Heizwärme an das eigene Heizsystem ab.

Das Patent stammt aus der Raumfahrt und ist bereits 25 Jahre alt. Die Funktion basiert auf dem Phasenübergang von fest zu flüssig und der dabei jeweils aufgenommenen bzw. abgegebenen Energie. Seit etwa zweieinhalb Jahren wird das System jetzt in der geschilderten Form im Ruhrgebiet eingesetzt. Landrat Christian Knauer hat sich letztes Jahr mit seiner Verwaltung und Mitarbeitern des bifa vor Ort ein Bild gemacht und war überzeugt: „Es funktioniert!“. Eine Grundschule in Bottrop („Innovation City“) und das Badewasser eines Schwimmbads in Dortmund werden dort bereits mit mobiler Abwärme geheizt. Ausfälle sind bisher nicht zu vermelden. Ohnehin soll das System nur die sogenannte Grundlast der Gebäudeheizung abdecken, steht also immer in Kombination mit einer herkömmlichen Heizung, die Spitzen abfängt und für Sicherheit sorgt.

Abfälle aus der Region werden zu Energie für die Region – ein Konzept, von dem auch Dirk Matthies, Geschäftsführer der AVA GmbH in Augsburg begeistert ist. „Wir verwerten bis jetzt bei weitem noch nicht unsere gesamte Abwärme. Wenn wir sie in Wärmecontainer füllen, leisten wir gleich einen doppelten Beitrag zum Klimaschutz: Wir nutzen die Abwärme der AVA und reduzieren den Einsatz fossiler Brennstoffe.“ Landrat Christian Knauer sieht darüber hinaus auch wirtschaftliche Vorteile in zweierlei Hinsicht: „Erstens erschließen sich neue Geschäftsfelder für die AVA, an der wir als Landkreis ja auch beteiligt sind, und zweitens machen wir unsere Heizkosten auf einem günstigen Niveau unabhängig von der Entwicklung bei Öl und Gas.“

Seit 7. Januar dieses Jahres läuft nun das Pilotprojekt am Schulzentrum Friedberg. Die Firma LaTherm hat angesichts des Umsetzungsauftrags nochmals kräftig in die Entwicklung investiert und die Container optimiert, die nun eher Tanks gleichen. Technikteams des Landkreises und der AVA haben gemeinsam seit Mitte des Vorjahres an der notwendigen Steuerung und Regelung gearbeitet, um die Container optimal mit Wärme zu füllen und maximal entleeren zu können.

Mittlerweile wurden nach wenigen Betriebstagen bereits 2.100 KWh bei jeder Lieferung transportiert. Wenn morgens die Container volle Leistung bringen, dann haben bei ca. 0° C schon mal die eigenen Gasbrenner Pause. Zwei Schulen samt Erweiterungsbauteilen, zwei Sporthallen und ein Schwimmbad werden nur durch die mobile Wärme geheizt. Seit Schulbeginn im neuen Jahr wurden weit über 50 % des Wärmeverbrauchs dieser Immobilien durch Abwärme gedeckt. „So konnten bereits in dieser kurzen Zeit 5.000 m³ Gas gespart und damit 10.000 kg CO2 vermieden werden“, verkündet Markus Hertel vom bifa Umweltinstitut. Der Transport mittels LKW erzeugt im Gegenzug nur zwei bis fünf Prozent davon.

Aufmerksam beobachtet wird der Verlauf des Projektes bei den Biogas-Bauern der Region. Vor allem viele ältere Anlagen liegen weit jenseits der Bebauung und können die Abwärme bisher nicht nutzen. Auch für Industriebetriebe sollte das Konzept aber ins Bewusstsein gerückt werden, denn jede Kilowattstunde Wärme, die sinnvoll genutzt wird, spart doppelt: Wertvolle Rohstoffe – egal ob fossil oder nachwachsend – müssen nicht verbrannt werden und es wird kein Strom benötigt für Kühlungsanlagen.